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Energie und Mobilität in der Region


Thema: Energie und Mobilität in der Region

Host: Nobert Miesenberger


Der Weg zur Dekarbonisierung des Energiesystems ist eingeschlagen. In Paris haben sich über 170 Nationen dazu verpflichtet, diese Dekarbonisierung voranzutreiben. Zwei Wege sind gekennzeichnet: Bis 2030 hat sich Österreich verpflichtet, den Anteil der erneuerbaren Energien im Strombereich von 70 auf 100 Prozent zu erhöhen. Im Wärmebereich und im Verkehrsbereich soll es die Dekarbonisierung weltweit bis 2050 geben: Soll es geben, muss es geben! Es gilt, die Energiesysteme zu verschränken, Mobilität, Verkehr und Energie gemeinsam zu betrachten. Norbert Miesenberger



Expertinnen und Experten




Klimasymposium

Sehr gut besucht war das diesjährige Klimasymposium des Energiebezirks Freistadt, welches im Rahmen des #ThinkTankRegion2018, dem Festival für regionale VordenkerInnen, stattfand. Hochkarätige Vortragende präsentierten die neuesten Informationen zur Energiewende mit dem Fokus auf das Thema Strom. Weit über 100 BesucherInnen füllten den Restaurantbereich bei der Fa. Kreisel electric bis auf den letzten Platz, um den elektrisierenden Inputs aus Wirtschaft, Wissenschaft und von regionalen Vertretern zu folgen. Dabei sind sich alle einig: Die Energiewende im Stromsektor ist möglich, wenn die vorhandenen Technologien intelligent genutzt werden und ein teilweises Umdenken passiert.

Erneuerbare Energien im Fokus

100% erneuerbare Energien im Stromsektor sind das Ziel. Dies sieht die von der Regierung vorgelegte #mission2030 vor. Dabei ist wichtig, die dezentralen Erzeugungsanlagen sinnvoll miteinander zu vernetzen, um die schwankende Produktion aus Sonne, Wind und Wasser bestens ins System integrieren zu können. Energiegemeinschaften, vor allem in Mehrparteienhäuser, haben das Potenzial, möglichst viel der erzeugten Energie vor Ort zu verbrauchen und damit das Stromnetz zu entlasten. „Dank des §16a ElWOG sind nun gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen möglich. Die Helios Sonnenstrom GmbH wird dieses Jahr bereits über 90 solcher Anlagen umsetzen“, sagte Martin Fleischanderl, Geschäftsführer der Helios Sonnenstrom GmbH.

Jede/r kann aktiv werden!

Das Ökostrom nicht gleich Ökostrom ist, zeigt Manfred Doppler, Geschäftsführer des Anti Atom Komitees, auf. Vor allem der Handel mit Wasserkraft-Zertifikaten verfälscht die Bilanz vieler der 125 Ökostrom-Anbieter. Die neu präsentierte OurPower.coop bietet zukünftig die Möglichkeit, individuell Ökostrom am digitalen Marktplatz zu handeln. Ob als KonsumentIn oder als ProduzentIn, jeder kann ein Teil der Genossenschaft werden und am Marktplatz teilnehmen.



Thema: Energie und Mobilität in der Region

Keynote Markus Kreisel: Faszination E-Mobilität

Faszination E-Mobilität

Markus Kreisel


2012 haben wir, meine beiden Brüder Johann und Philipp und ich, hobbymäßig gestartet. Wir haben seither mehr als 150 Projekte durchgeführt: im mobilen Bereich, im stationären Bereich und auch in Infrastrukturthemen, alles sehr batterielastig. Es gibt verschiedene Produktbereiche, in denen wir aktiv sind. Bei der Batterietechnologie sind wir Weltmarktführer. Wir haben ein ganz spezielles Verfahren, wie man Batterien assembliert und temperiert und dadurch eine höhere Lebendauer und mehr nutzbare Kapazität erreicht und die Batterie sicher macht.
Wir machen auch viel im Bereich der Integration, das heißt in der Elektrifizierung von Fahrzeugen. Es geht auch darum, wie man den Antriebsstrang auslegt und wie man in Ökosystemen denkt. Also nicht nur in Bezug auf das Fahrzeug denken, sondern in der Kombination mit Laden (langsam laden, schnell laden).

Dazu gehören einzelne Prototypen und die Entwicklung von Serien. Serien für die eigenen Produkte, aber auch Serien für die Kunden, wo wir in Vorentwicklung gehen und kundenspezifisch Lösungen darstellen.
Zur Batterie-Technologie: Wir arbeiten mit zylindrischen Zellen bzw. Rundzellen. Es geht darum, leicht, sicher und günstig zu produzieren. Mit diesem Ansatz können wir unsere Kunden überzeugen. Wir sind eine Art Solution-Provider. Wir arbeiten für die Industrie. Unsere Kunden nehmen dann eine Lizenz und gehen selber in die Fertigung. Das ist unsere große Stärke. Kleinere Stückzahlen 1.000 - 2.000 Stück produzieren wir selbst. Höhere Volumina werden wir in Asien, in Afrika, in den USA und natürlich auch in Europa über Partnerschaften umsetzen.
2017 im September wurde das Firmengebäude eröffnet. Arnold Schwarzenegger war zu Gast. Bereits 2016 haben wir einen G-Klasse Mercedes für ihn umgerüstet, welchen er ein Jahr lang gefahren ist. Seit 2018 fährt er seinen von uns umgerüsteten elektrischen Hummer. Wie sind sehr stolz, dass er sich Zeit genommen hat, hierher zu kommen und das Unternehmen zu präsentieren. Das ist auch international gut wahrgenommen worden. Es hat eine Spur hinterlassen und Arnold Schwarzenegger, Freistadt und die Firma Kreisel werden miteinander in Verbindung gebracht.

Einige Projekte von Kreisel Electric:
Mit Plasser und Theurer wurde ein Zug elektrifiziert.
Es wird derzeit ein Projekt vorbereitet, bei dem wir in der Stratosphäre vollelektrisch fliegen werden. 2019/2020 soll das Projekt umgesetzt werden. Es ist eine riesige Herausforderung für die Batterie, weil es minus 60 Grad hat und Sicherheit ein wesentliches Thema ist.
Im Sommer 2018 haben wir ein Boot elektrifiziert. Es ist das schnellste Boot seiner Klasse und schafft 93 km/h. Diese Bootsfahrt war natürlich sehr spannend und sehr emotional. Es wurde nicht nur die Batterie hergestellt, sondern der Antriebsstrang, die Software und die Auslegung. Es war ein Projekt, das wir mit einem Österreicher gestartet haben.
Wir sind auch aktiv in Infrastrukturthemen, speziell im Speicherbereich. Da sind wir Zulieferer und Solution-Provider für die Industrie. Auf Basis unserer Technologie entwickeln wir Lösungen. Schnellladestationen mit einem integrierten Batteriespeicher. Ökosysteme, die man mit Batterie kombinieren kann. Dort sind wir aktiv und dort sehen wir auch die Zukunft. Die Elektrifizierung wird stattfinden. Wir sehen, dass jedes Fahrzeug elektrisch betrieben sein wird, vielleicht auch kombiniert mit einem Verbrennungsmotor/Generator.

Herausforderungen der Zukunft
Die größte Herausforderung wird nicht die Mobilität sein, sondern die Elektrifizierung an sich. Gebäude müssen nachhaltig betrieben werden können. Wir haben es heute schon geschafft, unser Gebäude so aufzubauen, dass wir zu 80 Prozent autark sind. Das haben wir über Solarenergie, Photovoltaik, über einen großen Batteriespeicher (1 Megawatt) geschafft. Durch intelligente Lösungen in Kombination mit Batterien, mit dem effizienten Bau eines Gebäudes kann man sehr viel erreichen. Dort ist der Ansatz, die Industrie zu bewegen, die privaten Personen zu bewegen. Für Private ist es wichtig, auf erneuerbare Energie umzusteigen: für Zuhause in eine Batteriespeicheranlage in Kombination mit einer PV-Anlage zu investieren, damit man sich selbst versorgen kann. Hier gibt es langfristig ein großes Potential. Dadurch können wir in die Region mehr Wertschöpfung bringen.

Keynote Theresia Vogel: Energiesysteme der Zukunft

Energiesysteme der Zukunft

Theresia Vogel


Ich beschäftige mich mit einer ferneren Energiezukunft. 2050 scheint sehr weit weg, aber so lange ist das nicht. Der Klimawandel schlägt jetzt auf und er schlägt in Österreich besonders stark auf. Die Temperaturen steigen, das ist messbar und das ist spürbar. Es ist nicht nur eine Einzeljahreserscheinung, sondern es ist ein Trend, der stetig an Geschwindigkeit zunimmt und die Gegenmaßnahmen sind überschaubar. Was würde das bedeuten bis 2050? Wie leben wir dann? Der Klimawandel hat nach wissenschaftlicher Meinung eine Ursache und das ist der CO2-Ausstoß aus der Antroposphäre - aus dem, was der Mensch macht. Wir verbrauchen momentan in einem Jahr so viele fossile Reserven, wie in 2 Millionen Jahren eingelagert wurden. Damit heizen wir die Atmosphäre auf. Es gibt ein klares Fazit: die fossilen Reserven, die noch in der Erde sind, müssen dort bleiben.

Themen, die wir angehen müssen:
95 Prozent des Erdöls werden verbrannt, diese 95 Prozent müssen wir senken und das hat Auswirkungen auf die Raumordnung, auf die Siedlungsformen beispielsweise. Energiewende ist das Gebot der Stunde und für die nächsten Jahrzehnte. Bei der Quelle unserer Energien müssen wir total umrüsten von fossiler auf nachwachsende Energieformen. Wenn man ein System so stark verändern will, heißt das Disruption, also völlig rapide Veränderung. Wir müssen auf völlig neue Technologien setzen und auf neue Energiequellen.

Die gute Nachricht ist, der Bevölkerung ist das im Wesentlichen klar. Der Klima- und Energiefonds hat im Vorjahr eine Erhebung durchgeführt und gefragt, was die Energieformen der Zukunft sind. Welche Technologien werden kommen? Die Bevölkerung meint, alles was erneuerbar ist, hat Zukunft. Erdöl, Erdgas und Atomenergie werden nicht mehr gefragt sein. Der Bevölkerung ist klar, dass wir hier was verändern müssen. Die Bereitschaft ist auch da. Es gibt natürlich auch Technologien, die noch Jahrzehnte brauchen werden. Eine Marktdurchdringung mit Brennstoffzellen wird nicht von heute auf morgen erfolgen, aber wir müssen die ersten Schritte jetzt setzen. Es braucht Übergangszeiten. Da gibt es Bewahrer und es gibt Leute, die verlieren werden. Je mehr Erneuerbare ins System kommen, desto mehr wird der Widerstand von den Verlierern kommen. Aber es sind Lösungen vorhanden. Wir haben heute das Thema der Regionen. Jede Region wird unterschiedliche Stärken haben und unterschiedliche erneuerbare Energien (Biomasse, Solar, Wind, Geothermie). Wir haben hier viele Antworten. Österreich kann man verändern - aber nur gemeinsam. Österreich ist ein Photovoltaik-Land. Wir haben hier Top-Produzenten, wir sind top darin, neue Materialien zu entwickeln und neue Standards, auch im Hinblick auf Verbesserung der Bestandsdauer. Fossil-freie Wärme ist ausreichend vorhanden auch für Großanwendungen. Es gibt Branchen, die sind prädestiniert dafür, vor allem im Bereich der Lebensmittelbranche: Solarthermie im Bereich der Fleischfabriken und Brauereien. Es muss aber auch Lösungen im Großen geben, im Bereich des Wasserstoffes, hier werden die Lösungen nicht im Kleinen passieren.

Im Bereich der Elektromobilität ist Österreich auf einem sehr guten Weg. Es gibt nicht nur PKWs, für die wir Komponenten liefern. In Steyr wurden E-Trucks produziert, es sind derzeit neun davon unterwegs. Hier hat sich der Klima- und Energiefonds beteiligt.
Sektorkopplung ist ebenfalls ein Thema: man vernetzt verschiedene Branchen miteinander, die bisher nicht vernetzt wurden. Man vernetzt das Gasnetz mit dem Stromnetz. Das ist vor allem im urbanen Bereich wegen der Nähe ein Thema.
In Österreich passiert sehr viel. Wir haben Städte und Regionen, die sich intensiv mit ihrer Energiezukunft auseinander setzen, absolute Front-Runner sind und die viel Erfahrung auf den Tisch gebracht haben. Das können wir alles nutzen. Es sind Millionen Menschen, die in Österreich in smarten Regionen oder smarten Städten leben, die von der Energiezukunft schon gehört haben und die sich in Projekten engagiert haben. Das ist ein gewaltiger Pool, den wir durchaus verstärkt nutzen können und sollen.
Ein Zukunftsbild: 2050 soll es keine rauchenden Schlote geben, bestenfalls nur noch Wasserdampf, wobei wir die Abwärme auch nutzen wollen. Die Landschaft soll eher geprägt sein von Windrädern.

Die Energiewende ist ein Jahrhundertprojekt. Es ist ein Projekt über Generationen hinweg und über Jahrzehnte von sukzessiven Investitionen in diese Energiezukunft. Diesen Weg können wir nur gemeinsam gehen. Diese Transformation muss jedenfalls passieren. Wir haben jetzt schon eine Preisparität bei den fossilen und erneubaren Energieformen. Es sollen aber auch neue Stakeholder, Investoren und Anwendungen ins Rennen kommen.

Speichertechnologien (Energie, Wärme, …) sind sicher ein Gamechanger, um die volatile Energie langfristig speichern zu können und dann ins Netz zu integrieren, wenn sie gebraucht wird.
Beim Roll-out der neuen Technologien sind wir viel zu langsam und das Tempo ist regional sehr unterschiedlich. Technologie alleine wird nicht reichen, wir brauchen einen Tripple-Ansatz, eine integrierte Strategie. Erneuerbare Energie wird laufend billiger. Es muss auch bei den Menschen gelingen, eine Identifikation mit diesem Thema zu erlangen. Es muss mehr Emotion rein, in den Klima- und Energie-Modellregionen sind die Menschen begeistert und engagieren sich, das muss sich überall durchsetzen. Wir müssen ernsthaft den Ersatz fossiler Energieträger angehen, das ist eine sehr schwierige Aufgabe.
Podiumsrunde: Energie und Mobilität in den Regionen

Energie und Mobilität in den Regionen

Moderation: Norbert Miesenberger


Expertinnen und Experten


Wolfgang Neumann über die Energiezukunft in den ländlichen Regionen

Es wird sich in den nächsten Jahrzehnten extrem viel tun. Bisher wurde mit der Entwicklung der verschiedenen Technologien die Basis geschaffen und jetzt heißt es umsetzen. Man muss nachdenken, wie kann man den Energieverbrauch optimieren: Dieses Thema hat man zum Beispiel in Deutschland bei der Energiewende komplett übersehen. Wir haben den Energieausweis für Gebäude entwickelt. Wenn man ein Haus aus den 60ern betrachtet, kann man ohne Probleme 80 bis 90 Prozent der Energie einsparen, ohne Komfort zu verlieren, sondern zu gewinnen. Das ist mit Abstand der wichtigste Punkt.

Man muss in Zukunft schauen, dass man aus erneuerbaren Energien Strom gewinnt und diesen Strom dann mit entsprechendem Energiemanagement verwendet, am besten den erzeugten Strom möglichst sofort verwendet. Energiemanager starten bei genügend produziertem Strom, z.B. vom Dach, entsprechend die Haushaltsgeräte. Ich kann 60 bis 70 Prozent der Energie untertags, wenn vielleicht auch niemand zuhause ist, sofort verwenden und Stromspitzen am Abend können so verhindert werden. Zumal man am Abend von der Sonne kaum mehr Energie bekommt.

Zum Thema Speicherung gibt es zwei Ansätze: zum einen Batterien, zum anderen Strom, der in Wasserstoff umgewandelt wird. Infolge wird CO2 zugesetzt und gelangt in dieser Form ins Gas-Netz. In weiterer Folge können Strom und Wärme mittels Mikrokraftkopplung erzeugt werden.

Im ländlichen Bereich ist ein wichtiger Ansatz, dass sich Verbraucher über Photovoltaik Strom selber erzeugen. Thermozellen sind ein unbekanntes System, das aber durchaus bemerkenswert ist.

Andreas Reinhardt über zentrale und dezentrale Systeme der Energieversorgung

Als Energieversorger und Mobilitätsanbieter kommt die Linz AG von einer ganz anderen Richtung. Wir sind die letzten 100 Jahre angetreten, ein sehr zentralistisches System aufzubauen, das uns möglichst hohe Versorgungssicherheit bringt. Jeder von uns ist es gewöhnt, dass der Kühlschrank geht und dass er sein Handy aufladen kann. Jeder will in Zukunft sein Auto anstecken, wann und wo auch immer. Diesen Anspruch sehen wir in Zukunft gepaart mit einer zunehmenden Dezentralisierung, die natürlich absolut Sinn macht. Weil sie uns ermöglicht, viel mehr erneuerbare Energiequelle zu nutzen und diese ins System hereinzunehmen. Unsere Aufgabe wird es in Zukunft sein, diese Versorgungssicherheit weiterhin sicher zu stellen.

Wenn ich ein System, das ich in über hundert Jahren auf ein sehr hohes Niveau entwickelt habe, jetzt vollständig umstelle, von wenigen zentralen Einrichtungen auf sehr viele dezentrale Einrichtungen, ist es eine sehr große Herausforderung. Es erfordert eine Menge an technischen Innovationen, an denen wir arbeiten. Eine haben wir mit Smartmeter, mit der Erfassung der Energieflüsse. Das wird sich in diese Richtung weiter entwickeln. Natürlich wird das nicht von heute auf morgen gehen. So wie wir das jetzige Energiesystem in hundert Jahren entwickelt haben, so wird es uns auch einige Jahre abverlangen, dass wir es in die nächste Richtung entwickeln. Aber wir sind da auf einem guten Weg.

Zum Thema Mobilität: Die Linz AG betreibt vor allem im Ballungsraum den öffentlichen Verkehr. Dort hat er eine sehr hohe Bedeutung aufgrund der hohen Konzentration der Menschen. Aber wir kooperieren auch mit Leuten in ländlichen Gebieten, um auch dort Lösungen zu finden. Es ist wichtig, diese Systeme möglichst gut zu koppeln (Pendlerverkehr). Park and ride-Anlagen, mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Car-Sharing – für die bessere Überbrückung der letzten Meile. Auch hier ist die Linz AG engagiert. Wir fahren seit 100 Jahren elektrisch mit der Straßenbahn. Wir machen das eine sehr lange Zeit und haben hier sehr viel Erfahrung. Wir werden hier einen guten Beitrag leisten können, um im Individualverkehr und Schwerverkehr eine positive Entwicklung Richtung Nutzung von erneuerbaren Energieformen voranzutreiben.

Martin Fleischanderl über den erhöhten Energiebedarf

E-Mobilität und Ökologie - diese Gleichsetzung, die oft zu hören ist, ist so nicht ganz gültig. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir den Strom produzieren, den wir benötigen. Der Elektromotor ist die effizienteste Maschine, um Strom in Drehbewegung umzuwandeln. Aber wie wir den Strom produzieren, da hinken wir derzeit noch ziemlich weit nach. Österreich hat zwar eine Sonderstellung mit den Wasserkraftwerken, aber schaut man europaweit ist der Anteil in den Netzen sehr gering. Wenn wir künftig für die E-Mobilität, für Wärmepumpen, etc. noch mehr Strom benötigen, dann bedarf es gut ausgebauter Netze. Das ist im Mühlviertel aktuell ein heißes Thema. Aber ein Netzausbau ist nötig, will man die Ökologisierung des Energiesystems vorantreiben. Wichtig ist auch, dezentral zu produzieren, weil wir Flächenressourcen (Dächer oder landwirtschaftlich schlecht nutzbare Flächen) für Photovoltaik und Windenergie nützen können. Aber wir müssen den Strom auch transportieren. Wir können ihn in dieser Größenordnung nicht lokal verbrauchen.

Die Mobilität am Land wird in Zukunft ganz anders aussehen. Car-Sharing und stärkere Elektrifizierung werden an Bedeutung gewinnen. Ich möchte hier aber auch die Lanze für den öffentlichen Verkehr brechen. Ohne die großen Kapazitäten des öffentlichen Verkehrs wird die Mobilität künftig am Land nicht funktionieren.

Theresia Vogel über die Bedeutung des ländlichen Raums für die Energiewende

Die Energiewende ist eine große Chance für den ländlichen Raum, weil hier die Fläche vorhanden ist. Aber es geht nicht um Stadt gegen Land oder umgekehrt, sondern es geht um ein Miteinander. Die Städte brauchen die Energie vom ländlichen Raum. Es wäre schön, wenn man aus der Energiegewinnung langfristig Geschäft machen kann und nicht mehr auf Förderungen angewiesen ist, das wäre eine Chance. Wichtig ist, den aufgebrachten Strom so weit als möglich lokal zu verwenden und den Eigenbedarf zu decken und erst dann an den Export zu denken. Weil wir sonst beim Leitungsbau in unermessliche Größen kommen.

Wichtig ist es, zu partizipieren, zum Beispiel mit "Grätzlspeichern". Die Identifikation der Menschen ist bei solchen Projekten sehr hoch. Daraus kann auch ein privates, budgetäres Investment kommen.

Markus Kreisel (CEO Kreisel Electric)

Wir arbeiten für die Industrie. Einer unserer Kunden hat einen Auftrag der Stadt London für die Elektrifizierung der öffentlichen Busse bekommen. Die Firma hat den Auftrag bekommen, weil es um langfristige Effizienz geht. Die Firma konnte sich so gegenüber einem billigeren, chinesischen Anbieter durchsetzen. Wir setzen auf Effizienzsteigerung und nachhaltiges Elektrifizieren, nicht auf Masse. Es gibt hier auch schon einige andere Projekte: ein elektrifiziertes Feuerwehrauto, ein elektrifiziertes Müllauto, elektrifizierte kommunale Fahrzeuge.


Sinnhaftigkeit von CO2 Steuern

„Die globale Erwärmung ist das größte Marktversagen der Geschichte der Menschheit, weil der Ausstoß von Kohlendioxid noch immer weitgehend gratis ist. Das heißt, die CO2-Party geht ungehindert weiter. Schließlich werden die Folgekosten des Klimawandels von der Allgemeinheit getragen und den nächsten Generationen aufgebürdet. Der geistige Vater der Marktwirtschaft, Adam Smith, würde sich im Grab umdrehen. Wir brauchen jetzt endlich einen wirksamen Preis auf CO2. Und zwar entweder in Form einer Steuer oder eines Emissionshandels, der funktioniert.“Horst Köhler, Deutscher Bundespräsident a.D.


Wolfgang Neumann

Es gab immer wieder Besteuerung, aber immer nur zur Budgetsanierung. Diese Steuereinnahmen müssen dazu genommen werden, die Bevölkerung und die Betriebe klimaneutral zu machen. Es gibt schon für jedes Problem auf der Welt eine Lösung, aber für die Umsetzung der Lösungen braucht es Investitionen. Wir handeln hier lokal, müssen aber global denken.

Andreas Reinhardt

Wenn wir über steuerliche Maßnahmen diskutieren, braucht es den Rückhalt der Bevölkerung, weil sich die Politik nicht gegen die Bevölkerung stellen will. Darum ist ein wichtiger Punkt, die Bevölkerung zu begeistern und zu überzeugen. Das wird ein wichtiger Hebel sein.

Theresia Vogel

Österreich braucht sich vor CO2-Steuern oder ambitionierten globalen Grenzwerten nicht zu fürchten. Wir haben tolle Hightech-Hersteller, Produkte im Umwelt- und Energietechnologiebereich, die wirklich zu den Weltmarktführern gehören. Wir würden von strengen Grenzwerten und derartigen Steuern extrem profitieren, vor allem im Export. 100 € pro Tonne CO2 hätte ich gerne, da könnten die neuen Technologien wunderbar mithalten und wären konkurrenzfähig. Österreich könnte nichts Besseres passieren. Es gibt natürlich energieintensive Branchen (Stahl, Zement, Papier). Diese sind darauf angewiesen, dass sich eine gemeinsame kontinentale Bewegung ergibt. Aber auch hier unterstützt der Klima- und Energiefonds bei der Transformation.

Martin Fleischanderl

Ich glaube, dass es für eine große Änderung im Geldtascherl weh tun muss. Ansonsten wird nur ein geringer Prozentsatz umsteigen. Darum wird es eine Steuer geben müssen. Den Unternehmen muss eine Wandelzeit ermöglicht werden, damit sie ihre Technologien umstellen.

Markus Kreisel

Wir versuchen, dass wir keine Steuern zahlen müssen. Wir schauen, dass wir unsere Produkte leistbar machen. Es wird nicht mehr lange dauern, vielleicht zwei Jahre, und die Elektromobilität wird leistbar sein und billiger sein als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dann wird man keine Besteuerung brauchen.

Details zum Klimasymposium


#ThinkTankRegion2018/Archiv
Festival für regionale VordenkerInnen

Regionalverein Mühlviertler Kernland
Obmann: Bürgermeister Erich Traxler
Geschäftsführung: Mag. Conny Wernitznig, MSc (Projektleitung)


Telefon: 07942/75111
E-Mail: info@thinktankregion.at
2018.thinktankregion2018.at





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