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Regionalentwicklung der Zukunft und Zukunftsarbeit


Thema: Regionalentwicklung der Zukunft und Zukunftsarbeit

Host: Susanna Wurm


Die Zukunft lässt sich leider nicht vorhersagen, sie existiert noch nicht. Die Zukunft wird gestaltet und ist das Resultat unserer heutigen Entscheidungen. Zukunft wird gemacht, Zukunft wird gebaut. Wir kommen in der Zukunftsforschung an unsere Grenzen. Ich kann nichts beobachten und nichts analysieren und auswerten und keine Kennzahlen machen. Aber ich kann schauen, wo sind große Trends zu Entwicklungen.Johann Lefenda




Expertinnen und Experten




Thema: Regionalentwicklung der Zukunft und Zukunftsarbeit

Interviewrunde: Die Bedeutung von Zukunftsarbeit und Initiativen für eine Region, eine Stadt, ein Land

Die Bedeutung von Zukunftsarbeit und Initiativen für eine Region, eine Stadt, ein Land

Moderation: Susanna Wurm


Expertinnen und Experten


Karl Sieghartsleitner über den Steinbacher Weg und die Ortskernbelebung

Bei uns war es verhältnismäßig einfach, weil wir so weit am Boden waren und so viele Gebäude im Ort leer gestanden sind, dass die Menschen erkannt haben, es muss sich was ändern. Früher hat man nur die Situation beklagt und hat gewusst, wer vielleicht daran schuld ist. Ich hab gesagt, bei diesem Spiel mache ich nicht mit. Entweder sind wir bereit, unseren Lebensraum so zu gestalten, dass er Zukunft hat oder ich mache nicht mit.

Philippe Narval über Beteiligungskultur

Für das Buch Die freundliche Revolution bin ich durch Europa gereist und habe innovative Projekte zusammen getragen. Das Projekt, das mich am meisten berührt hat, war ein Kindergarten. Dieser Kindergarten ist in Mäder (Vorarlberg) und ist ein demokratischer Kindergarten. Die Kinder lernen sehr früh, wie Mitbestimmung und Verantwortung übernehmen funktioniert. Was können 3-jährige mitentscheiden? Das ist keine Überforderung, da geht sehr viel. Die Kinder treffen sich jeden Morgen und bestimmen ihr Tagesprogramm. Sie haben eine große Dorfkindergarten-Versammlung einberufen, in der einmal in der Woche die Ideen für Theaterstücke ausgearbeitet werden und Lernpläne gemacht werden. Es geht auch darum, Verantwortung zu übernehmen. Die Kindergartenleiterin sagt, die Kinder müssen für ihre Ideen einstehen und sie umsetzen. Mir wurde die Toilette gezeigt, wo sich die Kinder vor Jahren beschwert haben, dass die Trennwände so niedrig sind. Eine Kindergruppe hat eine Idee entwickelt, wie das Problem gelöst werden könnte. Sie haben mit dem Bürgermeister verhandelt und mit dem Bauhof das Problem gelöst. Das ist die wichtige Botschaft: Demokratieentwicklung beginnt sehr früh. Wir brauchen Demokratiekultur in Kindergärten und Schulen. Es ist nicht nur in der Politik da draußen zu tun, sondern es betrifft Organisationen, es betrifft Orte, wo Menschen zusammen kommen. Wir müssen beginnen, eine Beteiligungskultur zu leben.

Was bei vielen meiner Gespräche in europäischen Gemeinden, die stark auf Bürgerinnenbeteiligung und partizipative Stadtentwicklung setzen, hervorgehoben wird, ist, dass man - bevor man in die Umsetzung geht - sich genauer überlegt, welchen Sinn und Zweck wir für unsere Gemeinschaft, für unsere Region sehen. Ich vertrete die These, dass im 21. Jahrhundert keine Organisation, kein soziales Gefüge, das nicht diesen Sinn geklärt hat, überlebensfähig ist. Der Steinbacher Weg, der Mäderer Weg oder andere Gemeinden, die das gemacht haben: Es ist erst einmal ein Leitbild zu erstellen und zu klären, wo man eigentlich hin will. Was ist das Leben, das wir uns vorstellen. Die Wichtigkeit dieser Sinn-Arbeit unterschätzt man.

Man darf von Seiten der Planung und Entwicklung nicht den Fehler machen, nicht von Beginn an Räume für Selbstorganisation und Engagement aufzumachen. Am Schluss hat man vielleicht, wenn man zu Beteiligung aufruft, viele gute Ideen, aber sitzt dann alleine in der Umsetzung und ist dann auch überfordert. Das heißt, ich muss schon von Anfang an mitdenken, wo lass ich Selbstorganisation zu. Das kann zum Beispiel heißen, dass ich in der Regionalentwicklung sage, hier gibt es Projektfördergelder für bürgerschaftliche Ideen. Die Umsetzung liegt dann aber bei den Bürgerinitiativen selbst, die diese Fördermittel bekommen können. Aber nicht bei der Verwaltung oder Politik.

Karl Sieghartsleitner über Leitbildentwicklung und Einbindung von BügerInnen

Wir haben in der Leitbildentwicklung alle damals engagierten Leute eingeladen, mitzuarbeiten. Der Entwurf für das Leitbild war eine neunmonatige Arbeit. Da haben die Menschen die Dinge verstanden und etwas gelernt. Bei vielen Menschen ist die Meinung vorhanden, das müssen andere tun. Und wenn man darauf wartet, dass andere kommen, dann wartet man oft umsonst. Es geht nur, wenn die Herzen aufgehen, das Vertrauen zueinander da ist, über Parteigrenzen hinweg und über Konfessionsgrenzen hinweg. Wenn man entdeckt, welches Potential in jeder Gemeinde schlummert. Und wenn eine 60-jährige Frau sagt, ich habe ja gar nicht gewusst, dass ich das kann. Das ist toll. Wir leben auch in Zukunft nicht auf einer Homepage, sondern in einem Heimatort. Dort empfinde ich, ob ich geliebt werde, ob ich geschätzt werde, ob ich im Alter noch gebraucht werde, damit ich der Demenz entfliehen kann. Das Miteinander, die Wertschätzung des anderen sind Grundvoraussetzungen dafür, dass wir die Demenz hinauszögern. Und dass wir auch mit 80 unsere kreativen Wurzeln noch weiter pflegen. Denn die Wissenschaft hat entdeckt, dass - wenn die Voraussetzungen passen und der Humus im Gehirn für neue Hirnzellen entsteht - dann sogar bei mir noch möglich ist, dass noch ein bisschen was entsteht.

Christopher Lindinger über die Arbeitsweise des AEC

Wenn man sich mit der Zukunft beschäftigt, ist ein essentieller Aspekt, dass wir die gewünschte Zukunft skizzieren müssen. Das "wie wir leben wollen", wie sozialer Zusammenhang funktioniert. Unser Problem ist, wir sehen Zukunft immer aus einer technologischen Sicht. Da gibt es Technologien, die werden unsere Probleme lösen. Aber das ist es auch nicht wirklich. Wir müssen eine andere Art von Kommunikation schaffen.

Im AEC haben wir vor vielen Jahren darüber nachgedacht, wie wir es schaffen, dass wir die Personen, die zu uns kommen, auf dem Weg in die Zukunft begleiten können. Das eine ist, dass man sagt, in die Richtung geht es. Die andere Frage ist, wie nehmen wir die Leute mit. Wenn es um Technologien geht, ist es oft ein bisschen schwierig. Das Vermittlungsmodell ist ein Modell, dass das Museum ein Museum ist, das zuhören kann. Wir nehmen Exponate aus der Hochtechnologie, die bringen wir zu diesen Personen, sehr einfach und spielerisch. Dadurch schaffen wir eine Nähe und dann fangen unsere Mitarbeiter einen Diskurs an: Was kann das Exponat bedeuten für dein Leben und deine Zukunft? Wenn die Leute drauf kommen, dass das was mit ihnen zu tun hat, dann werden sie unterstützt zu denken, was der nächste Schritt ist. Was könnten sie machen, um in diese Richtung zu gehen.

Leider ist es so, dass viele Institute und Projekte, die sich mit Zukunft beschäftigen, mit Kennzahlen gemessen werden. Wir müssen dazu kommen, dass wir nicht die Metrik erkennen, sondern den symbolischen Wert.

Johann Lefenda über Zukunftsprognosen und Gestaltung von Zukunft

Die Zukunft lässt sich leider nicht vorhersagen, sie existiert noch nicht. Die Zukunft wird gestaltet und ist das Resultat unserer heutigen Entscheidungen. Zukunft wird gemacht, Zukunft wird gebaut. Wir kommen in der Zukunftsforschung an unsere Grenzen. Ich kann nichts beobachten und nichts analysieren und auswerten und keine Kennzahlen machen. Aber ich kann schauen, wo sind große Trends zu Entwicklungen. Wir alle benutzen Zukunftsarbeit jeden Tag, wenn wir schauen, wie wird das Wetter. Wenn eine Wolkenfront über Irland ist, wird diese mit hoher Wahrscheinlichkeit in 12 Stunden über Österreich sein.

Das ist das Grundverständnis von Zukunftsarbeit, das wir brauchen. Es geht nicht darum, irgendetwas zu prognostizieren, genauso wie es sein wird. Man braucht ein Verständnis dafür, dass es große Entwicklungen gibt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen. Die Kernfrage ist, was machen wir damit, wie reagieren wir darauf und wo können wir gestalten.

Die Digitalisierung ist so ein Riesentrend, wo wir alle mitten drin sind. Die Digitalisierung hat ein sehr spannendes Merkmal, sie hebt räumliche Distanzen auf. Es ist egal, ob sie hier in Rainbach sitzen oder sonst wo. Die Kommunikation passiert genauso schnell. Das ändert unser Verständnis von Raum- und Zeitbezügen vollkommen. Das sagen die Akademiker. Dann kommen die Regionalentwickler und sagen, das ist doch eine Chance für den ländlichen Raum. Denn plötzlich ist es egal, ob ich irgendwo im ländlichen Raum arbeite, forsche, lerne oder in der Stadt. Wir sind mit vielen Gemeinden in Kontakt und sind dabei, Bewusstsein zu schaffen, was man mit Breitband und Co Cooles machen kann. Wir haben mit dem Gemeindebund und der FH gemeinsam recherchiert und 100 Anwendungen gefunden, wie Gemeinden Digitalisierung nutzen können. Diese Sammlung ist auf einer Homepage einzusehen.

Nina Kaiser über das 4Gamechangers Festival

Ich habe das 4Gamechangers Festival vor vier Jahren erdacht, mit dem Ziel, Menschen zusammen zu bringen, die auf diesem Erdball etwas zum Guten verändern wollen. Ich bin mit dem Namen 4Gamchangers zu potentiellen Teilnehmern, Speakern und Sponsoren gegangen und ich wurde mit einer Gaming-Konferenz verglichen. Keiner wusste, was ich damit meinte und was ich als Idee vorgebracht hatte. Wir haben es tatsächlich geschafft, diese Idee umzusetzen. Egal, wie alt die Menschen sind, egal welche Nationalität, egal aus welcher Branche und welchen Berufswunsch. All diese Menschen wollten wir zusammen bringen, die quer denken, die voraus denken, die etwas verändern wollen, die Innovationswillen und -kraft haben. Diese Menschen drei Tage in der Marx-Halle zu versammeln und die Themen der Zukunft diskutieren zu lassen, das ist die Grundidee. Das hat ganz gut geklappt. Heuer war ein sehr erfolgreiches Jahr, wir hatten 12.000 Gäste und über 300 verschiedene Speaker. Auch das Rundherum ist wichtig. Wenn man die inhaltlich wichtigen Themen diskutiert, braucht man immer auch Entertainment. Es ist ein innovativer Mix aus Fachkonferenz, Entertainment und Musikfestival.

Josef Gruber über die Aufgabe regionaler Medien, die Zukunft positiv zu gestalten

Zu Beginn meiner Laufbahn habe ich immer wieder gehört: Seit wir diese Zeitung haben, wissen wir, was in der Region los ist. Ich habe mit einer Regionalzeitung im Bezirk Perg, dem "Perger", begonnen. Mit einer Zeitung - kostenlos an jeden Haushalt - das hat es in dieser Form damals noch nicht gegeben. Mit den Tips sind wir nun seit mehr als zehn Jahren die Nummer 1 in Oberösterreich. Das Entscheidende ist, wir können die vielen Facetten der Region bringen. Es wird transparent, was die Region leistet, was die vielen Leute leisten, was im Kleinen losgeht. Würde es die Regionalzeitungen nicht geben, würde vieles nicht bekannt werden. Bis große Medien drauf kommen, muss viel passieren. Die überregionalen Medien bringen Geschichten oft erst zeitversetzt. Die Großen sind eigentlich wir. Wir haben die größte Reichweite, da sind die Tageszeitungen meilenweit entfernt. Erfreulich ist, dass auch die Jugend wieder Zeitung liest, immerhin liest ein Drittel der Jungen die Tips.
Keynote: Stefan Niedermoser

Ohne Moos nix los - Wie stellen wir in der Regionalentwicklung nachhaltig Ressourcen sicher?

Stefan Niedermoser


Bis vor ein paar Tagen war ich mir sicher, dass ich bei dieser Veranstaltung nur über Moos - also Geld - sprechen werde. Dann sind vor ein paar Tagen meine Kinder gekommen und haben gemeint, ich müsste mit ihnen in den Wald gehen, sie bräuchten Moos für den Kindergarten und für die Schule. Dann hab ich mir gedacht, vielleicht ist Moos mehr als Geld. Dann hab ich gegoogelt, wie man das so macht. Dann ist mir aufgefallen, wenn man das in die Suchmaschine eingibt, kommt ein Brettspiel, das heißt: Ohne Moos nix los. Was mir als Regionalentwickler und Geschäftsführer einer Leader Region am Spiel aufgefallen ist: Die Reichen sind in der Stadt, haben einen Boulevard, ein Auto, der Geschäftsmann fährt mit seiner Freundin herum. Die Armen sind am Land, müssen das Haus verkaufen, haben die Rechnungen und auch die Mäuse laufen mit dem Geld davon. Wenn das das klassische Bild ist?
Vor einigen Tagen ist eine Studie veröffentlicht worden. Zwei von drei Europäern sagen: Früher war alles besser. Da denk ich mir als Regionalentwickler, soll ich zusammenpacken? Das gibt einem schon zu denken.

Was sind jetzt Ressourcen? Worum geht’s eigentlich? Ressourcen sind Gegebenheiten, Mittel und Eigenschaften, um Ziele zu verfolgen und Anforderungen zu bewältigen, spezifische Handlungen zu tätigen und einen Vorgang zielgerichtet ablaufen zu lassen. Da war ich wieder ein bisschen beruhigt. Das Ressourcenmanagement ist die Regionalentwicklung, das ist das, was wir jeden Tag tun.

Aber es ist gar nicht so einfach mit dem Ressourcenmanagement. Wir alle haben ein in uns ruhendes Bedürfnis nach einer Ausgewogenheit, nach Gleichberechtigung. Das ist auch bei Säugetieren so, ein Experiment: Zwei Affen, die sich gegenseitig sehen, haben gelernt, wenn sie einen Baustein hergeben, bekommen sie im Gegenzug dafür eine Gurke. Also Ressource Spielzeug gegen Ressource Nahrung. Das Spiel funktioniert immer. Aber eines Tages bekommt ein Affe statt einer Gurke Weintrauben und das sieht der zweite Affe. Er glaubt, er bekommt jetzt auch Weintrauben, aber er bekommt wieder eine Gurke. Die Theorie sagt, er müsste trotzdem zufrieden sein, weil er hat ja sein Essen bekommen. Was macht der Affe, er wirft die Gurke weg und macht einen Aufstand. Es ist offenbar nicht so einfach, Ressourcen zu verteilen. Ressourcen haben es an sich, dass sie nicht begrenzt verfügbar sind. Und wir haben immer irgendwie das Gefühl, wir brauchen das, was die anderen auch haben. Dazu müssen wir uns Gedanken machen.

Es gibt drei Typen, wie die Leute damit umgehen:
• Es gibt den Resignierer. Der sagt, ich hab nichts, ich kann nichts. Das gilt für Personen und auch für Regionen. Aus uns wird nie was werden, ist hier der Tenor.

• Es gibt die Ewigsuchenden. Von denen gibt es sehr viele. Das sind die Personen, die immer sagen, warum es nicht geht. Die sehen die Ressourcen nicht, vielleicht auch, weil sie sie nicht sehen wollen.

• Es gibt die Finder oder die Finderin. Personen, die schauen, was gibt es, womit kann ich arbeiten, wie kann ich mit dem arbeiten und wie kann ich mit dem eine nachhaltige Entwicklung zusammen bringen.

Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist´s oft auch nichts. Deshalb will ich das nicht aussparen. Es ist natürlich auch wichtig, dass man Geld zur Verfügung hat.

Zusammenfassend, wie stellen wir die Ressourcen nun sicher, das war die Ausgangfrage. Wir müssen uns auf das Finden fokussieren, nicht auf das suchen. Wenn wir immer suchen, wird uns das nicht weiterbringen. Wir dürfen unsere eigenen Ressourcen nicht vernachlässigen und nur schreien, ich brauch mehr Geld. Wir haben viele eigene Ressourcen in jeder Region, die müssen wir nachhaltig schöpfen, die Ressourcen kombinieren, die Verantwortung auf der regionalen Ebene weiter stärken. Weil diese weiß, welche Ressourcen vorhanden sind und wie sie am besten eingeteilt werden können. Machen ist wie wollen - nur besser. Es gibt Ressourcen, die wachsen, wenn man sie nützt. Klassisches Beispiel ist Wissen. Mir persönlich ist lieber, wir haben ein strategisch geplantes Chaos, als wir haben Stillstand.
Podiumsrunde: Finanzierung und Ressourcen für die künftige Regionalentwicklung

Finanzierung und Ressourcen für die künftige Regionalentwicklung

Moderation: Susanna Wurm


Expertinnen und Experten


Marianne Gugler über die Vorteile von Kooperation

Es gibt viele Menschen, die Dinge am Land unternehmen, die Ideen haben, die diese in die Welt bringen wollen. Zum Teil machen sie das alleine. Man muss sie auf die Idee bringen, dass man das auch kooperativ machen kann, dann können Ressourcen geteilt und Kosten aufgeteilt werden. Und es entsteht ein Raum der Inspiration und ein Raum, wo wir noch viel mehr in die Welt bringen können. Durch die Vielfalt, die da entsteht, durch die verschiedenen Kompetenzen, können wir neue innovative Ideen umsetzen.

Petra Navara über unterschiedliche Wege, Ressourcen zu beschaffen

Ich würde mich nicht als Crowdfunding-Expertin bezeichen, habe mich aber mit dem Stiftungswesen hier in Österreich beschäftig. Im gemeinnützigen Stiftungswesen ist Regionalentwicklung ein ganz wichtiger Punkt, denn da finden viele Innovationen statt. Da ist ein hoher Bedarf an geistiger Mobilität, da gibt es wahnsinnig viele engagierte Menschen, aber oft nicht die Ressourcen. Ressourcen, die über Programme nur mit viel bürokratischer Kompetenz zugänglich sind. Wenn ich an Leader denke: mit EU-Förderungen umgehen, das ist ein Anspruch, dem nicht jeder genügen kann. Es gibt aber sehr viele unterschiedliche Varianten, Finanzmittel für die Umsetzung von Ideen zu finden. Es muss oft nicht einmal eine Finanzierung sein. Ressourcen sind sehr viel mehr als Finanzmitteln. Manchmal mag eine Art Talente-Tausch zum Ergebnis führen, ohne dass ich Tausende Euro aufstellen muss. Es liegen aber in den privaten Schatullen und in den Unternehmenskassen Mittel, die sich gut für regionale Projekte, heranziehen lassen. Die Frage ist, wir komme ich dort hin? Wie locke ich dieses Geld raus und kann es instrumentalisieren für Projekte. Da gibt es unterschiedliche Strategien und Crowdfunding ist eine davon.
Es gibt das Spenden, Crowdfunding , Stiftungen, Bürgerstiftungen, regionale Stiftungen. Es gibt die Möglichkeit der Kooperation mit Unternehmen, die natürlich auch in der Region angesiedelt sein sollten, um die Identifikation mit dem Thema herzustellen.

Markus Raml über Steuerungsmöglichkeiten

Da gibt es die Idee, eine Investitionszusatzprämie oder einen Investitionsfreibetrag regional zu beschränken, wie es bei EU-Förderungen ja auch zum Teil schon der Fall ist. Man bringt so ganz bewusst Arbeitsplätze aufs Land. Man erspart sich auch viel Geld für Infrastruktur, für Straßen. Man spart den Mitarbeitern viel Zeit und den Unternehmen viel Ärger. Das wäre eine ganz einfache Maßnahme. Eine zweite entscheidende Sache wäre für Mitarbeiter aus der ländlichen Region eine Prämie für die Weiterbildung. Es ist ein Kampf um Arbeitskräfte, um Fachkräfte und wenn die gut ausgebildeten Fach- und Arbeitskräfte vor Ort sind, dann werden sich die Unternehmen auch dort ansiedeln. Die Arbeit wird den Menschen zugeführt und nicht mehr die Menschen der Arbeit.
Wieso muss jede Behörde in Wien stationiert sein? Sie könnten doch ganz genau so in ländlichen Gebieten sein, das ist schon eine jahrelange Forderung.

Stefan Niedermoser über Regionalförderung der Zukunft

Wir haben vor kurzem ein sechsseitiges Forderungspapier erstellt, wie wir uns die Abwicklung von Förderungen leichter und einfacher vorstellen. Leider passiert es immer mehr, dass wir uns auf Basis von Landesbudgets, Budgets von Regierungen oder von Budgets der EU abhängig machen, ob Regionalentwicklung erfolgen kann oder nicht. Das müssen wir verhindern. Wir haben viele Ideen und wollen dazu einen aktiven Beitrag leisten. Auch die Leute in Wien und Brüssel sind froh, wenn sie aus den Regionen ganz konkrete Ideen bekommen. Weil sie gar nicht wissen, wie es funktioniert und warum wir manche Dinge ganz anders sehen als sie.

Martin Fleischanderl über Projekte der Helios Sonnenstrom AG im ländlichen Raum

Wichtig ist, die Infrastruktur dementsprechend zu entwickeln. Wir haben von der Helios Sonnenstrom AG große Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Gemeindegebäuden errichtet und die Gemeinden mussten keine finanziellen Ressourcen aufbringen. Warum haben wir das am Land gemacht? Weil wir hier stark verwurzelt sind. Diese Region bietet sehr viel auch für Unternehmen. Die Anbindung an die Zentralräume, eine gewisse Internationalisierung, gute Ausbildungsmöglichkeiten: diese Dinge sind wichtig als Standortfaktoren für Unternehmen und Startups.


Was muss passieren, damit sich die Regionen positiv entwickeln?


Petra Navara

Ich rede nicht von Wirtschaftsprojekten, wenn ich von der Umsetzung von Projekten rede, sondern von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die in Richtung Soziales, Kultur oder Sport gehen, also keine Ansiedelung von Betrieben. Ich glaube, dass in der Region dann etwas weitergeht, wenn das Bewusstsein von Vernetzung und die Herstellung von Schwarmintelligenz einen vorwärts bringen. Es ist oft genug gefallen: die Kombination von Kompetenzen, die Diversität in einer Gruppe, das über den Tellerrand schauen. Das weist alles darauf hin, dass wir nur im Austausch auf gute Ideen kommen und gemeinsam Projekte umsetzen, wenn wir als Gruppe agieren und nicht einzeln. Das gilt für die Finanzierung genauso. Zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine müssen nicht als Bittsteller auftreten, um eine Finanzierung zu bekommen. Es setzt etwas Arbeit voraus, die richtigen Partner zu identifizieren und Angebote zu legen: Du bist ein Unternehmen im Bereich Photovoltaik, wir haben eine gesellschaftpolitische Idee, die dazu passt! Können wir einander ergänzen? Können wir gemeinsam etwas daraus machen?! Das miteinander Reden, das Austauschen, das Bündeln von Kräften - in dieser Vernetzung liegt die Kraft für die Region.

Markus Raml

Arbeit zu den Menschen und nicht Menschen zur Arbeit

Stefan Niedermoser

Es liegt in uns, wir müssen nicht Forderungen stellen und sagen, wir bräuchten das jetzt bitte. Wir müssen nicht immer der Stadt nachstreben, wir haben sehr viel eigenes Potential. Wir sind in vielen Dingen besser als die Stadt. Wir müssen nicht immer sagen, wir sind die arme Landbevölkerung. Wir haben nicht so viele Arbeitsplätze. Wir haben viele andere schöne Dinge, die wir aber schnell vergessen. Wir streben dem nach, was wir nicht haben und vergessen das, was wir eigentlich haben. Wir müssen uns selber bei der Nase nehmen, stolz sein und sagen: Ich mache das gerne, ich bin gerne da und wir können das gut.

Martin Fleischanderl

Ich wünsche mir, dass Forschung, Bildung, Entwicklung und Freude am Lernen genau denselben Stellenwert bekommen wie Fußball, wie Schifahren oder ein klassisches Feuerwehrfest im Mühlviertel.

Marianne Gugler

Bündelung der Kräfte: wirtschaftlich mit einander tätig werden, gemeinsam Unternehmen gründen. EGen heißt eingetragene Genossenschaft, da bin ich selber die Unternehmerin, die Mitarbeiterin und habe dadurch das Beste aus beiden Hälften. Gehen Sie zusammen und setzen Sie gemeinsam Dinge um! Machen wir die Zukunft gemeinsam!


#ThinkTankRegion2018/Archiv
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Regionalverein Mühlviertler Kernland
Obmann: Bürgermeister Erich Traxler
Geschäftsführung: Mag. Conny Wernitznig, MSc (Projektleitung)


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